Die digitale Welt beschäftigt in den letzten Wochen nur ein Thema – und es ist nicht die Pandemie. „Place to be“ sind aktuell weder TikTok, LinkedIn, noch die eigene Couch: die Online-Welt schart sich in den virtuellen Räumen des „Clubhouse“ – einer Audio-App mit limitiertem Zutritt.
Wir, als Vertreter der PR- und Marketing-Welt im Bereich Health und Beauty, sind natürlich mit dabei und fragen uns: Was kann die App und wie können wir sie neben privatem Vergnügen auch beruflich nutzen?
Audio first: Haben Sie etwas zu sagen?
Bei Clubhouse gibt es nur einen Weg der Kommunikation: per Audio. Eine logische Konsequenz aus dem Podcast-Trend, bei dem man nun live dabei sein kann. Keine Ablenkung durch eingeschaltete Kameras, kein wirres Durcheinander von Stimmen und Geräuschen wie in einem vollen Zoom-Call. Und das Beste daran: Sie können mit den Speakern und Experten in einen direkten Dialog treten.
Wie funktioniert „Clubhouse“?
Wenn Sie die App öffnen, sehen Sie eine eigene Timeline mit aktuellen und kommenden Gesprächsräumen nach Uhrzeit, denen Sie beitreten können. Es lohnt sich rechtzeitig einzuschalten, denn die Talks sind live und werden nicht aufgezeichnet.
Die Nutzer können also zwischen verschiedenen Themen-Räumen wählen, denen beitreten und sich wie in einem Live-Podcast austauschen. Mitreden kann jeder, nur nicht alle durcheinander. Indem Sie virtuell die Hand heben, können Sie vom Moderator auf die „Bühne“ geholt werden.
Alternativ haben Sie die Möglichkeit, selbst einen Raum zu eröffnen. Wer dann zuhören kann? Jeder, der gerade ebenfalls online ist. Selbstverständlich können Sie auch ein stiller Zuhörer sein – sie sind automatisch stumm geschaltet und müssen erst zu Wort kommen, wenn Sie es auch wollen. Das Gesprächsthema ist doch nichts für Sie? Kein Problem, über die Funktion „leave quietly“ verlassen sie den Raum genauso schnell, wie sie ihn betreten haben.
Auch können Sie bestimmten Clubs folgen, die ihre eigenen Räume mit thematischen Schwerpunkten anbieten: so beispielweise ein SEO-Club oder die Digital Marketing Society. In etwa so wie die Gruppenfunktion bei Facebook oder LinkedIn.
Aktuelle Herausforderungen
Das Gute ist: Alle sind neu auf Clubhouse und lernen gemeinsam, wie man die App nutzt. Denn so richtig zugenommen haben die UserInnen-Zahlen in Deutschland erst seit zwei Wochen. Sie kommen nämlich nur „rein“, wenn Sie eine Einladung von einem bestehenden Clubhouse-Nutzer bekommen. Und je neuem Nutzer gibt es zwei Einladungen, die verteilt werden können. Außerdem funktioniert die App aktuell nur auf dem iPhone, was Android-Nutzer noch ausschließt. Dieses Ungleichgewicht bestimmt gleichzeitig das Erfolgsmodell: Exklusivität auf Kosten von Inklusion.
Vorteile zu Instagram, Facebook & Co.
Bei Clubhouse ist Ihr Gedankengut die Ware, die Sie der Welt präsentieren. Keine professionell angerichteten Teller, keine Urlaubsbilder – keine materiellen Vergleichsmöglichkeiten. Ob gemütlich in Jogginghose auf der Couch, draußen beim Spaziergang mit dem Hund oder im Auto: teilnehmen können Sie von überall. Es sind lediglich zwei Dinge, auf die es bei Clubhouse ankommt: Eine gute Internetverbindung und die Lust, Teil eines Gesprächs zu sein.
Ein weiterer Vorteil, den wir schon von Podcasts kennen: Jeder kann nebenbei etwas anderes machen – so ist die tägliche Verweildauer höher als auf anderen Social-Media-Plattformen.
Doch wie können wir Clubhouse für PR, Marketing und Unternehmen nutzen? Wir haben drei mögliche Herangehensweisen beleuchtet:
1. First mover
Viele, die im PR- oder Marketingbereich arbeiten, haben das Glück, sich in einem dynamischen Berufsfeld zu bewegen. Trends werden schnell entdeckt, genutzt und ausprobiert. Profitieren Sie also vom First-mover-Effekt und überlegen sich einen kleinen Talk zu einem Ihrer Kernthemen. Sie wissen nicht so recht, was Sie sagen sollen? Dann laden Sie Gäste ein wie z. B. Testimonials oder Influencer, mit denen Sie zu einem bestimmten Thema in den Austausch treten möchten. Je früher Sie mit Ihrer Agentur oder Ihrem Unternehmen in den sichtbaren Dialog gehen, desto eher werden Sie wahrgenommen.
2. Neue Kontakte knüpfen & Themen entdecken
Über die letzten Jahre hat sich jeder in den bekannten Sozialen Netzwerken eine eigene „Bubble“ aufgebaut. Uns werden nur noch Themen und Gespräche angezeigt, die uns wahrscheinlich gefallen. Neues zu entdecken wird so zunehmend schwer. Über Clubhouse kommt man jedoch wieder mit Themen und Menschen in Kontakt und kann so auch neue Erkenntnisse gewinnen. Sie können von zahlreichen Rednern lernen oder sich aktiv an Talks beteiligen und so Ihr Netzwerk vergrößern.
3. Lernen für andere Social-Media-Kanäle
So agil wir Instagram, Pinterest und Co. inzwischen nutzen, so aufwendig ist oft das Thema Content-Produktion. Durch Vorbereitungszeiten fehlt oft die Flexibilität, die bei Clubhouse die Basis bildet. Denn durch die Einbindung und direkte Interaktion mit der Community sind ein Storyboard oder ein Gesprächsleitfaden nur bedingt möglich. Es kommt also nur auf die Kommunikations-Skills der Moderatoren an, was das Format umso spannender macht. In Punkto Spontanität können Sie sich hier etwas für die anderen Kanäle abgucken. Denn oft ergeben sich auf diese Weise interessante Themen-Wendungen, die sich weder planen noch timen lassen.
Unser Yupik-Fazit: In den ersten 2 Wochen der App haben wir vielen spannenden Gesprächen gelauscht, uns mit neuen Menschen connected und alte Kontakte aufleben lassen. Auch wir haben Lust auf den direkten Austausch und haben deshalb die Reihe „You pick what’s good-Talks“ gestartet. Wenn Sie uns zuhören oder mitreden möchten, abonnieren Sie Angela Steere, um über neue Talks informiert zu werden. Wir sind gespannt, wie sich die App weiterentwickelt und freuen uns auch über erste private Runden mit Journalisten und Influencern – sind Sie auch dabei?